4. Ansprache beim Herz-Jesu-Triduum in Goldenstein, 29. Juni 1946

Vom Lohn fŸr die Herz-Jesu-Verehrung

 

Vom Sinn der Herz-Jesu-Verehrung und ihrem gro§en Wert sprachen wir bisher. Besseres Kennen- und besseres Liebenlernen unseres Herrn und Heilands Jesus Christus, das wŠre der tiefe Sinn:  Dass unser VerhŠltnis zu Christus wirklich immer persšnlicher, vertrauter, herzlicher werde, ein gegenseitiges Sich-Kennen und gegenseitiges Sich-Lieben in unzertrennlicher Verbundenheit: Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich!

Wenn wir wirklich danach streben und darum ringen, wenn wir es wirklich  mit der Imitatio Christi, mit der Nachahmung und Nachfolge Christi ernstnehmen, dann kšnnen wir sicher sein, dass der Lohn dafŸr nicht ausbleibt.

Und von diesem Lohn fŸr die rechte, treue Herz-Jesu-Verehrung mšchte ich an diesem Abend sprechen:

Es ist ja von vorneherein anzunehmen, dass sich Christus an Gro§mut nicht Ÿbertreffen lŠsst und wirklich jene ganz besonders belohnt, die darauf bedacht sind, immer mehr und mehr ihn kennen und lieben zu lernen.

Aber der Heiland hat dies auch noch ausdrŸcklich ausgesprochen und betont. Damals als er der hl. Margarete Maria Alacoque klagte, dass er von so vielen Menschen fŸr die aufopfernde, sich verzehrende Liebe seines Herzens nur Undank, KŠlte, Lauheit, GleichgŸltigkeit und Ablehnung erfahre, kŸndigte der Heiland fŸr jene, die sich durch besonderen Eifer in der Herz-Jesu-Verehrung hervortun, jene 12 trostvollen Verhei§ungen aus, die uns meist in ihrem Wortlaut bekannt sind, an die wir aber viel zu wenig denken:

 

1)  Ich werde den Verehrern meines heiligsten Herzens alle ihrem Stande notwendigen Gnaden geben.

2)  Ich werde ihren Familien den Frieden schenken.

3)  Ich werde sie in allen ihren Leiden tršsten.

4)  Ich werde ihnen im Leben und besonders im Sterben sichere Zuflucht sein.

5)  Ich werde allem, was sie unternehmen, reichen Segen spenden.

6)  Die SŸnder werden in meinem Herzen eine unerschšpfliche Quelle des Erbarmens finden.

7)  Die lauen Seelen werden eifrig werden.

8)  Die eifrigen Seelen werden rasch zu einer hohen Stufe der Vollkommenheit gelangen.

9)  Ich werde selbst die HŠuser segnen, in denen das Bild meines Herzens aufgestellt und verehrt wird.

10)Ich werde den Priestern die Macht geben, auch verhŠrtete Herzen zu rŸhren.

11)Die Namen jener, die die Herz-Jesu-Verehrung fšrdern, sollen in meinem Herzen eingeschrieben sein und nie wieder daraus gelšscht werden.

12)Die allmŠchtige Liebe meines Herzens wird all denen, die neun aufeinanderfolgende Monate hindurch je am ersten Freitag des Monats die heilige Kommunion empfangen, die Gnade der Beharrlichkeit bis ans Ende verleihen, auf dass sie nicht im Stande der Ungnade und nicht ohne Empfang der hl. Sakramente sterben. Mein heiligstes Herz wird ihnen im Augenblick des Todes eine sichere Zuflucht sein.

 

Wie trostvoll klingen doch diese Verhei§ungen, wie inhaltsreich und wie zeitgemŠ§ gar in unserer schweren Zeit. An alles, was das Menschenherz bewegt, an alles, was uns Sorge macht, wird hier gedacht.  Wir sind uns der Grš§e dieser trostvollen Verhei§ungen wirklich viel zu wenig bewusst und denken auch viel zu wenig daran, dass der, welcher hier so Gro§es verspricht, niemals wortbrŸchig wird (wie es bei den Menschen so hŠufig brauch ist), sondern wirklich sein Versprechen hŠlt, sofern nur unsererseits die Bedingung erfŸllt wird: eifrige Herz-Jesu-Verehrung!

1)   Ich werde ihnen alle ihrem Stande notwendigen Gnaden geben! Hšrt ihrÕs, gottgeweihte BrŠute Jesu Christi? Die notwendigen Standesgnaden, um wirklich in hl. JungfrŠulichkeit, in Armut und in Gehorsam Gott dienen zu kšnnen und zwar mit jener brennenden prima caritas, mit der ihr euch damals am Tag der Profess dem Herrn geweiht habt, diese notwendigen Standesgnaden werden euch zuteil als Lohn fŸr eifrige Herz-Jesu-Verehrung.

Hšrt ihrÕs, ihr FamilienvŠter und FamilienmŸtter, ihr sollt die notwendigen Standesgnaden fŸr die ErfŸllung eurer harten, schweren, verantwortungsvollen Pflichten erhalten, wenn ihr eifrige Herz-Jesu-Verehrer seid! Und hšrst duÕs katholische Jugend, Christus der Herr bietet hier die nštigen Gnaden an, um in den StŸrmen der Jugend, tapfer und edel und rein zu bleiben und zu einem sittlich hochstehenden edlen, brauchbaren Menschen heranzureifen.

 

2)   Ich werde ihren Familien den Frieden geben! Was gibt es Schšneres fŸr eine Familie, fŸr eine Gemeinschaft, als den Frieden, wo alle, Vorgesetzte und Untergebene mit Hochachtung und mit Liebe, mit edler RŸcksichtnahme und Geduld in ihrem Kreis den Frieden wahren in einer friedlosen Welt. Vita communis maxima crux, das Gemeinschaftsleben ist das grš§te und schwerste Kreuz, so hat ein jugendlicher Heiliger, der hl. Johannes Berchmans gesagt. Und wie wahr ist das erst, wo Menschen, die zusammenleben mŸssen, die zu einer hl. verschworenen Gemeinschaft zusammengehšren, einander wegen Missstimmigkeiten, die auftreten kšnnen, nicht mehr verstehen. Ist es wahr, was Weltkinder oft sagen, dass in den Klšstern oft am wenigsten Frieden herrscht. Ist sie nicht trostvoll, diese zweite Verhei§ung? Das gšttliche Herz Jesu garantiert, dass dort, wo die Herz-Jesu-verehrung eifrig gepflegt wird, echter, wahrer friede herrscht.

3)   Ich werde sie in ihrem Leid tršsten! Eine Verhei§ung, die wirklich ganz auf unsere Zeit zugeschnitten ist, wo Ÿber viele Menschen ma§loses Leid hereinbrach, wo so viele, trotzdem der Krieg nun schon mehr als ein Jahr zu Ende ist, immer noch in banger Sorge um liebe Angehšrige sind: Trost im Leid und zwar nicht durch leere Worte, mit denen wir Menschen einander zu tršsten pflegen, sondern Trost von dem, der gesagt hat: Kommt doch zu mir alle, die ihr mŸhselig und beladen seid, ich will euch erquicken!

4)   Ich werde ihre Zuflucht sein im Leben und im Sterben! Menschen auf der Flucht, vom Schicksal verfolgt und gejagt, wie sehnen sie sich nach einer sicheren Zuflucht. Hier wird sie uns in allen SchicksalsschlŠgen im H erzen Jesu angeboten: Sich geborgen wissen bei ihm, Halt finden bei ihm, wenn alles ringsum zusammenbricht, ist das nicht wunderbarer Trost, der hier verhei§en wird!

5)   Ich werde Ÿber alle ihre Unternehmungen Ÿberreichen Segen ergie§en! Sagt nicht das alte Sprichwort: An Gottes Segen ist alles gelegen! Wann haben wir mehr die Wahrheit dieser Worte zu spŸren bekommen als jetzt, wo es unter schwierigsten UmstŠnden aufbauen hei§t, was in wahnsinniger Vernichtung niedergerissen wurde. Wie sehr braucht es da fŸr alle Unternehmungen Gottes Segen. Hier wird dieser Gottessegen ausdrŸcklich verhei§en und versprochen als Lohn fŸr treue Herz-Jesu-Verehrung!

 

Und auf diese Hilfe und diesen Schutz im Materiellen und Zeitlichen bezieht sich noch eine Verhei§ung: Die neunte:

9) Ich werde auch die HŠuser segnen, in denen das Bild meines Herzens aufgestellt und verehrt wird! Ist nicht gerade auch an diesem Hause diese Verhei§ung des gšttlichen Herzens in auffallendster Weise in ErfŸllung gegangen? Es war doch sicher nicht blo§ die kluge Leitung des Hauses, die Ÿber die fast zahllosen Schwierigkeiten und Gefahren, welche dem Hause drohten, Herr wurde. Es war doch sicher Ÿberdies und vor allem der gšttliche Schutzherr, der seine schŸtzenden Arme Ÿber Haus und Kirche hielt, die Ihm geweiht waren.

Und weiter sprechen die Verhei§ungen von verzeihender Barmherzigkeit fŸr die SŸnder, von besonderer Gnadenhilfe im Streben nach Vollkommenheit: Die lauen Seelen werden eifrig, die eifrigen werden schnell zu gro§er Vollkommenheit gelangen.

Und die letzte und bekannteste Verhei§ung: FŸr das Halten der Herz-Jesu-Freitage wird eine gute Sterbestunde versprochen, sterben im Stand der heiligmachenden Gnade! Das Grš§te und Wichtigste, was es gibt, weil uns dadurch das ewige GlŸck gesichert wird. Ist es nicht fast zu viel der GŸte des Heilandsherzen, die aus dieser Verhei§ung spricht: Eine Versicherung fŸr die Ewigkeit!

 

 

ãLose SeiteÒ:

Vom Sinn der Herz-Jesu-Verehrung sprach ich gestern. Und ich sagte der Gegenstand der Herz-Jesu-Verehrung ist zwar das kšrperliche Herz des Heilands Jesus Christus, aber nicht so sehr als Teil seines Leibes, wie es das Haupt, die HŠnde, die FŸ§e auch sind, sondern wir verehren das Herz Jesu besonders insofern es Ausdruck und Symbol der innersten Gesinnungen des Heilandes ist. Und so kann dann am besten als Gegenstand der Herz-Jesu-Verehrung bezeichnet werden die ewige gšttliche Liebe, die menschgeworden im Herzen Jesu fŸr uns geschlagen hat in den 33 Jahren seines Erdenlebens, vor allem aber bei seinem Erlšsertod am Kreuze und bei der Einsetzung des allerheiligsten Sakramentes des Altares, wo sein Herz weiterschlŠgt aus lauter Liebe zu uns, verborgen in der Brotsgestalt.

Und wir haben dann als Ziel der Herz-Jesu-Verehrung dies aufgestellt, Christus in seinen innersten Gesinnungen immer besser kennen und lieben zu lernen, bis das eintritt, was der Herr selber im Gleichnis vom Guten Hirten andeutet, wo er sagt: ãIch kenne die Meinen und die Meinen kennen mich!Ò Dieses wechselseitige Sich-Kennen bis in die tiefsten Tiefen: dass er uns kennt, ist klar, versteht sich aus seiner gšttlichen Allwissenheit heraus; er wei§ um unsere guten Anlagen und wei§ um unsere SchwŠchen, er wei§ um unser Ringen und MŸhen, um unser KŠmpfen und †berwinden in schwachen Stunden und Versuchungen, er wei§ um unseren guten Willen, wei§ aber noch mehr um unser Erliegen, um unser Versagen.. Er kennt uns, ja, er kann wirklich sagen: Ich kenne die Meinen. Aber auch das andere sollte wahr sein, und das wŠre eben der tiefe Sinn der Herz-Jesu-Verehrung:  Ihn kennenzulernen in seiner ganzen LiebenswŸrdigkeit, in seiner ganzen Grš§e und MajestŠt, in seiner unbeschreiblichen GŸte, in seiner nie versagenden Geduld und Barmherzigkeit, in seiner abgrundtiefen, unendlichen Liebe... Unser Bild, das wir von Christus in der Seele tragen, ist oft so klein, so sehr ins Menschliche, BeschrŠnkte, Begrenzte herabgezogen. Wenn wir Ihn sehen in seiner ganzen Grš§e, dann werden wir unwillkŸrlich darauf aus sein uns ihm mehr und mehr anzugleichen und Šhnlicher zu machen.

Und darin sehe ich den ganzen, erhabenen Wert der Herz-Jesu-Verehrung: Sie hilft uns zur Nachahmung Christi und aus der Nachahmung zur Nachfolge Christi. Und das ist schlie§lich die Voraussetzung zu dem, was unsere erhabenste und schšnste Aufgabe ist: Die Selbstheiligung!